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Website Thomas Abel

Die Springprozession in Echternach 


Die Echternacher Springprozession‹ findet jährlich am Dienstag nach Pfingsten statt und ist eine religiöse Prozession.

Die Teilnehmer an der Prozession »springen« zu Polkamelodien in Reihen, sich an weißen Tüchern haltend, durch die Straßen der Stadt. Ziel der Prozession ist die Echternacher Basilika mit dem Grab des Heiligen Willibrord.

Die UNESCO hat die Prozession auf ihrer Sitzung vom 16. November 2010 in Nairobi zur »Repräsentativen Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit« hinzugefügt.

Wie es zum Tanzen oder Springen kam, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Der heilige Willibrord, ebenso Johannes der Täufer und der heilige Vitus, waren Heilige, die bei Nervenkrankheiten, Krämpfen, Veitstanz oder Epilepsie angerufen wurden. 

Ausdrücke wie zum Beispiel »Echternacher Krankheit« oder auch »Krankheit des Heiligen Johannes« wurden häufig mit der Springprozession in Verbindung gebracht. Man kann daher annehmen, dass Kranke an der Prozession teilnahmen, oder sich die Gläubigen in der Prozession wie Kranke bewegt haben, um ebendiese Krankheiten nicht zu bekommen. 

Andere Erklärungen sehen in der Prozession eine Danksagung an St. Willibrord, der die Menschen der Gegend vom Veitstanz befreit haben soll. 

Eine andere Theorie nimmt an, dass sich die Springprozession aus einer zivilisierten Form der Flagellantenprozession entwickelt hat, welche im 14. Jahrhundert als ein Hilfsmittel gegen die Pest verbreitet waren. 

Mehrere Hinweise lassen vermuten, dass die Springprozession bis auf die Zeit Willibrords zurückgeht und aus einem christianisierten heidnischem Ritual hervorgeht. 

Dies ist auch die Ansicht der meisten Kommentatoren der Prozession im 19. Jahrhundert. Springprozessionen hat es auch in anderen Regionen der Eifel gegeben, z.B. die Prümer Springprozession in Prüm, die im 13. Jahrhundert entstanden ist. 

Die Kirche hat im Laufe der Zeit eine zwiespältige Haltung dem religiösen Tanz gegenüber eingenommen. Einerseits wird in den Psalmen öfters zum Tanz als Ausdruck der Freude aufgerufen, andererseits wurden in Konzilsbeschlüssen religiöse Tänze verboten, weil sie auf heidnische Kulttänze zurückgingen und zu Missständen führten.

Angesichts mehrerer keltischen Merkmalen in der früheren Prozession kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Prozession als eine Fortführung heidnischer Rituale gedeutet werden kann. Solche heidnischen Rituale wurden bereits vorher in England und Irland christianisiert.

Tatsache ist, dass bald nach dem Tode Willibrords im Jahre 739 wahre Pilgerströme nach Echternach zum Grabe des Heiligen einsetzten. 

Die älteste Erwähnung eines Dreisprungs für Echternach enthält die Sequenz des Mönchs Berno von Prüm der von 1008 bis 1048 Abt in Reichenau war.

Diese Sequenz zu Ehren des hl. Willibrord erwähnt den bedeutenden Tag, an dem das Lob Christi gefeiert wird mit einem großen Dreisprung zu Ehren des hl. Willibrord.

Diese Sequenz zeigt auf eine bestimmte Springprozession an einem bestimmten Tag in Echternach hin. 

Die Springprozession von Prüm kann damit nicht gemeint sein, da sie erst im 13. Jahrhundert entstanden ist. Damit ist aber auch erwiesen, dass die Springprozession zu Ehren Willibrords geschieht.

Diese Prozession sollte im Laufe der Jahrhunderte Änderungen erfahren. 

Zu ihrem Schutz erhielt sie zeitweilig das Gesicht einer Bannprozession wozu über 150 Ortschaften, die von der Abtei abhängig waren, erscheinen mussten. 

Durch die Epidemien und Krankheiten vom 11. bis 14. Jahrhundert fühlten sich die Leute veranlasst, von nah und fern zum hl. Willibrord zu pilgern und sich ihm durch die Springprozession besonders anzuvertrauen. 

Damals gab es verschiedene Springarten, aufgeführt von den sogenannten »springenden Heiligen«. Die »springenden Heiligen« sind Pilger die in einer Notlage ein Gelübde abgelegt oder sich unter den besonderen Schutz eines Heiligen gestellt haben.

Für Echternach sind 3 Arten von Springprozessionen bekannt, die wohl nicht alle an demselben Tag, aufgeführt wurden.

So kennt man die springenden Heiligen von Bickendorf und anderen Ortschaften, die jeweils einen Sprung nach rechts und links und nach vorne machten, zum Gebet oder Lied stehen blieben, und so abwechselnd weitermachten bis sie in der Abteikirche eintrafen. 

Es gab auch die stehenden Heiligen die den Sprung durch einen dreifachen Schritt ersetzten. 

Später kamen die Springer von Waxweiler, einem Dorf im Tal der Prüm in der Eifel hinzu, deren Springart allmählich die anderen Springarten verdrängte. Aus der ›Waxweiler Springart‹ entwickelte sich dann die Beteiligung mehrerer Gruppen an der Springprozession. 

Dass man mehrere Schritte vorwärts und wieder rückwärts springt, ist ein beliebtes Klischee, das von Politikern und Journalisten gerne gebraucht wird.

Foto: David Edgar, CC BY-SA 3.0

Es mag dadurch entstanden sein, dass in früheren Zeiten, die Prozession, als sie noch nicht so gut organisiert war wie heute, manchmal ins Stocken geriet und die Pilger auf der Stelle springen oder sogar zurückweichen mussten, sodass der Eindruck entstehen konnte, es würde systematisch zurückgesprungen. 

Die so fälschlicherweise beschriebene Art des Springens wurde immer wieder abgeschrieben, aber auch noch im Laufe des 19. Jahrhunderts von Augenzeugen widerlegt. 

Gemälde aus dem Jahr 1553: Willibrord und die Springprozession, kolorierte Postkarte um 1900,

Allerdings gab es immer wieder Gruppen, die sich der vermeintlichen Tradition verpflichtet fühlten und vorwärts und rückwärts sprangen.

Seit 1947 wird nur mehr vorwärts gesprungen, einen Schritt seitlich nach links, dann einen Schritt seitlich nach rechts.

Die ursprüngliche Melodie geht auf eine einfache Volksweise zurück, die man in ganz Europa in verschiedenen Varianten wieder findet. Sie wurde im 19. und 20. Jahrhundert erweitert und harmonisiert.

Die Springprozession spricht auch heute noch den modernen Menschen an, da sie ihm ermöglicht, den ganzen Körper in das Gebet mit einzubeziehen.

Das Springen ist Ausdruck der Freude, aber auch durch die geforderte Anstrengung eine echte Bußübung. Es vermittelt das Gefühl, sich in der Gemeinschaft des Gottesvolkes auf dem Wege zum ewigen Ziel zu bewegen. 

Etwa 12.000 - 14.000 Pilger beteiligen sich alljährlich am Pfingstdienstag an der Prozession, darunter etwa 8.000 - 9.000 Springer.