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Kräne im Mittelalter 

Kran in Brügge, Foto © w:en:user:Donarreiskoffer, CC BY-SA 3.0

Ein Kran (Mehrzahl: Krane oder Kräne – Kräne wird üblicherweise als umgangssprachlich, Krane als fachsprachlich angesehen; abgeleitet von altgriech. ὁ γέρανος = der Kranich) ist eine manuell oder durch Motoren betriebene Einrichtung zur vertikalen und horizontalen Verladung von Lasten. Er wurde auch zu Montage-, Fertigungs- und sowie im Hochbau eingesetzt.

   

Kräne im Mittelalter

Nachdem der Tretradkran mit dem Fall des Weströmischen Reichs in Westeuropa außer Gebrauch geraten war, fand die Hebetechnik im Hochmittelalter im großen Maßstab ihren Wiedereinzug.

Domkran in Köln ca. 1868

Die früheste Erwähnung eines Tretrads (magna rota) taucht in französischen Quellen um 1225 auf, gefolgt von einer Illustration in einer Handschrift von 1240, die wahrscheinlich ebenfalls französischer Herkunft ist.

In der Schifffahrt sind die frühesten Einsätze von Hafenkräne für Utrecht 1244, Antwerpen 1263, Brügge 1288 und Hamburg 1291 dokumentiert, während in England das Tretrad erstmals 1331 fassbar ist.

Auch in unserer Region, in Trier und in Saarbrücken, stehen seit dem Mittelalter Kräne am Ufer der Mosel, bzw. der Saar. Sogar ein Schwimmkran soll in Trier auf der Mosel bereits vor dem »Alten Krahnen« im Einsatz gewesen sein.

Im Allgemeinen konnte der vertikale Transport mit Kränen sicherer und kostengünstiger bewerkstelligt werden als mit herkömmlichen Methoden. Typische Anwendungsgebiete waren Häfen, Minen und insbesondere Baustellen, wo der Tretradkran eine Schlüsselrolle bei der Errichtung der hochaufragenden gotischen Kathedralen spielte.

Hamburger Hafenkran

Trotzdem lässt sich anhand zeitgenössischer Quellen und Illustrationen erkennen, dass neu eingeführte Maschinen wie Treträder und Schubkarren arbeitsintensivere Methoden wie Leitern und Tragebahren nicht vollständig ersetzen konnten. Vielmehr wurden alte und neue Maschinen im mittelalterlichen Bau- und Hafenbetrieb Seite an Seite eingesetzt.

Abgesehen von Treträdern zeigen mittelalterliche Darstellungen Kräne, die manuell durch Seilwinden mit sternförmigen Speichen, Kurbeln und seit dem 15. Jhdt. durch Winden, die wie ein Steuerrad geformt sind, angetrieben werden. Schwungräder, die Unregelmäßigkeiten im Antrieb ausgleichen und tote Punkte im Hebeprozess überwinden helfen, sind nachweislich seit 1123 bekannt.

           

Ursprünge

Kran in Utrecht

Der genaue Prozess, der zur Wiederverwendung des Tretradkrans führte, ist nicht bekannt, aber seine Rückkehr auf mittelalterliche Baustellen muss ohne Zweifel im engen Zusammenhang mit dem zeitgleichen Aufstieg der Gotik gesehen werden.

Der Tretradkran könnte eine technische Weiterentwicklung der Winde sein, von der seine Struktur und Mechanik herrührt. Alternativ könnte das mittelalterliche Tretrad eine bewusste Wiedererfindung des römischen Krans sein, so wie er in Vitruvs Werk »De architectura« beschrieben ist, das zum Bestand vieler Klosterbibliotheken zählte.

Ebenso könnte seine Wiedereinführung durch die Beobachtung der arbeitssparenden Qualitäten von Wasserrädern inspiriert worden sein, mit denen frühe Tretradkonstruktionen viele Ähnlichkeiten aufwiesen.

       

Struktur und Platzierung

Kran in Brügge, Simon Bening (1483-1561)

Das mittelalterliche Tretrad bestand aus einem großen, hölzernen Rad, das sich um eine Achse drehte und eine Lauffläche besaß, die breit genug war für zwei nebeneinander gehende Arbeiter. 

Während bei frühen Rädern des ›Kompass-Typs‹ die Speichen direkt in der Achse steckten, besaßen fortschrittlichere Modelle des ›Klammer-Typs‹ Arme, die an der Achse seitlich befestigt waren. Diese Anordnung ermöglichte die Verwendung einer dünneren Antriebswelle, was den mechanischen Hebel ver-größerte. 

Anders als oft angenommen wurden mittelalterliche Baukräne weder auf den damals üblichen Leichtgerüsten noch auf den dünnen Wänden der gotischen Kathedralen aufgestellt, die nicht die Tragfähigkeit besaßen, das addierte Gewicht von Zugmaschine und Last aufzunehmen. 

Vielmehr wurden die Kräne in der ersten Bauphase auf dem Boden platziert, oftmals innerhalb des Gebäudes.

Sobald ein Stockwerk fertig gebaut war und massive Zugbalken die Seitenwände miteinander verbanden, wurde der Kran abgebaut und auf den Dachbalken wieder zusammengesetzt, wo er während der Konstruktion der Gewölbe von Feld zu Feld bewegt wurde.

Saarkran Saarbrücken

Auf diese Weise »wuchs« und »wanderte« der Kran mit dem Gebäude, sodass heutzutage alle vorhandenen mittelalterlichen Baukräne in England sich in Kirchtürmen oberhalb der Gewölbe und unterhalb des Dachs befinden, wo sie nach Abschluss der Bauarbeiten blieben, um Materialien für Reparaturen emporzuheben.    

Weniger häufig zeigen mittelalterliche Darstellungen Kräne an den Außenseiten der Mauern, wo das Gestell der Maschine an hervorstehenden Balken befestigt war. 


Der Saarkran in Saarbrücken

Saarkran in Saarbrücken, Aquarell von Caspar Zehender

Der Saarkran in Saarbrücken, ursprünglich »Saarkrahnen«, zuletzt auch Alter Saarkra(hne)n genannt, war ein barocker Hafenkran, errichtet nach Plänen und unter der Leitung von Friedrich Joachim Stengel. 

Er wurdel 1761/1762 erbaut und war von 1762 bis 1852 in Betrieb. Er wurde auf Befehl des Landesfürsten Wilhelm Heinrich von Saarbrücken-Nassau gebaut. Der heutige Kran ist ein Nachbau aus den Jahren 1989–1991. Er wurde an derselben Stelle wie der ursprüngliche Kran südlich der Wilhelm-Heinrich-Brücke am linken Ufer der Saar zwischen Saar und Autobahn, errichtet. Es handelt sich um einen landgestützten Tretradkran, damals auch »Hauskrahnen« genannt.


Quellen: de.wikipedia.org; holland.com; de-academic.com